EBIT & EBITDA – Was steckt wirklich hinter dem Erfolg?

Veröffentlicht am 25. Mai 2025 um 15:08

Serie: Zahlen, die führen: Die wichtigsten Kennzahlen im Controlling verständlich erklärt

Was jede:r Controller:in wissen, hinterfragen und kommunizieren können sollte

„Die Bank möchte nicht nur den EBIT sehen, sondern auch den EBITDA“, sagt die Geschäftsführerin zu ihrer Controllerin. „Da wir viele Investitionen haben, macht das auch definitiv Sinn!“

 

Was bedeuten EBIT & EBITDA wirklich?

EBITDA steht für Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization – also Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Diese Abschreibungen sind eigentlich Wertverluste, die ein Unternehmen bei Maschinen, Autos etc. haben kann. Aber nicht nur hier, sondern auch auf Patente.

EBIT (Earnings before Interest and Taxes) zeigt den Gewinn vor Zinsen und Steuern, also vor Berücksichtigung der Abschreibungen.

Viele Unternehmen nutzen den EBITDA als Zielgröße in Bonusmodellen oder zur Bewertung von Sparten – ein bewusster Umgang mit den Schwächen dieser Zahl ist daher essenziell.

 

Warum Banken und Investoren diese Kennzahlen lieben

Das EBITDA zeigt also, wie gut das operative Geschäft eines Unternehmens funktioniert. Allerdings kann es auch dazu genutzt werden, um die eigene Unprofitabilität zu verschleiern.

Im Verhältnis zum Umsatz werden jeweils die Margen berechnet.  

Um die Aussagekraft zu erhöhen sollte neben den Margen auch noch ein Vergleichswert bestimmt werden. Das kann entweder der Vorjahreswert oder die Werte des größten Mitbewerbers sein.

Beide Kennzahlen sollten immer über mehrere Jahre betrachtet werden, da eine zeitpunktbezogene Analyse keine Aussagekraft besitzt. Dies wurde auch im Harvard Business Review 2021 hervorgehoben. Hier heißt es, dass „ein konsistenter EBITDA-Wachstumstrend ein besserer Indikator für nachhaltigen Erfolg ist als ein kurzfristiger Ausreißer." (Harvard Business Review (2021): The EBITDA Trap – What You Miss When You Focus on the Wrong Metrics)

🧠 EBIT & EBITDA richtig interpretieren

Gerade im Controlling ist es entscheidend, EBIT und EBITDA nicht nur zu berechnen, sondern auch im Kontext von
🔧 Investitionsplanungen,
🏦 Finanzierungsstrategien und
📉 operativen Maßnahmen
zu interpretieren.

Bitte aber daran denken, dass weder der EBIT noch der EBITDA eine Liquiditätskennzahl ist. Wenn es um den Cashflow geht - also das, was wirklich am Konto ankommt -ist der Operating Cash Flow oder der Free Cashflow.

 

🕵️‍♀️ „EBITDA is like a beauty contest – it hides the flaws.“

The Economist

Wenn der Gewinn trügt: Grenzen von EBIT & EBITDA

Im Branchen- und auch im internationalen Vergleich eignen sich beide Kennzahlen, da sie ohne Steuern berechnet werden. Nicht immer müssen beide Kennzahlen herangezogen werden, in manchen Kontexten macht es aber definitiv Sinn, da ein umfassenderes Bild des Unternehmens gezeichnet werden kann.

Der EBITDA ist aber definitiv bei Unternehmen bzw. Branchen, die kapitalintensiv sind – also ein hohes Volumen an Investitionen aufweisen – die relevantere Kennzahl. Das betrifft zum Beispiel die Automobilindustrie, die Telekommunikation oder den Transportsektor. In diesen Branchen werden große Investitionen für Anlagen in der Produktion, Sendemasten, Leitungen oder Flugzeuge bzw. Lokomotiven und deren Wartung getätigt.

➡️ Daher möchten Banken sowohl EBIT als auch EBITDA sehen, um den Finanzierungsbedarf besser abschätzen zu können.

⚠️ Achtung: EBITDA kann blenden

Auch wenn der EBIT und der EBITDA wirklich starke Kennzahlen sind, sie Grenzen haben. Das Beratungsunternehmen McKinsey betont: „EBITDA kann Investoren blenden, wenn es isoliert betrachtet wird – es verschweigt den Kapitaleinsatz.“ (McKinsey on Finance (2020): Don’t Let EBITDA Fool You: What Investors Need to Watch Out For)

Im M&A-Kontext wird der EBITDA oft bereinigt dargestellt – z. B. ohne Einmaleffekte wie:
🔁 Umstrukturierungen
👋 Abfindungen
💥 Sondereffekte

➡️ Das macht Vergleiche anspruchsvoller – und die Interpretation noch wichtiger.

Praxisbeispiel: Erfolg in der GuV, aber Krise am Konto

„Wir stehen blendend da – aber das Konto ist leer.“ Der CEO lässt sich frustriert in seinen Sessel fallen. „Das versteht doch kein Mensch.“
Die COO blättert durch ihre Investitionsplanung. „Wir haben 14 Millionen in die Produktionsstraße gesteckt. EBITDA sieht gut aus, doch der Cashflow zieht nicht mit – das müssen wir gut erklären.“

Solche Gespräche und auch die Gespräche, die dann mit dem Aufsichtsrat erfolgen bzw. mit den Kapitalgebern, sind nicht einfach, sind aber leider Realität. Ein guter EBIT oder EBITDA bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Liquidität des Unternehmens gegeben ist.

🗣 Und jetzt Sie: Was sagen Ihre Kennzahlen wirklich aus?

📍 Wie gehen Sie mit EBIT und EBITDA um?
📍 Welche Kennzahlen steuern Sie regelmäßig?
📍 Und wie erklären Sie finanzielle Ergebnisse gegenüber Dritten?

💬 Ich freue mich auf Ihre Perspektive – gerne hier in den Kommentaren!

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