Zwischen Wirkung und Wahrheit – Warum wir über Ethik im Storytelling sprechen müssen

Veröffentlicht am 10. April 2025 um 22:02

Stellen Sie sich vor: Sie stehen vor dem Management-Team und sollen erklären, warum das strategisch wichtige Projekt aus dem letzten Quartal nicht den erwarteten Erfolg gebracht hat. Greifen Sie nur zu Zahlen – oder erzählen Sie eine Geschichte, die nachvollziehbar macht, was passiert ist, ohne zu beschönigen?

Storytelling ist eines meiner Lieblingsthemen. Warum? Weil es ein mächtiges Instrument ist – wenn es richtig und ethisch verantwortungsvoll eingesetzt wird. Es kann Orientierung geben, Verständnis erzeugen, Entscheidungsträger:innen unterstützen und Change-Prozesse beschleunigen.

1. Warum Storytelling so kraftvoll ist – gerade im Business-Kontext

Narrative wirken. Wenn wir Geschichten erzählen – ob von einem Projekt, einem Team oder einem Unternehmen – entsteht Verbindung. Wir als Zuhörer:innen identifizieren uns mit den handelnden Personen, wir fühlen mit, wir erinnern uns.

Ob Heldengeschichte oder Dornröschen-Prinzip (etwas, das durch Engagement „wachgeküsst“ wird): Diese Erzählmuster aktivieren das emotionale Gedächtnis. Und genau das macht sie im Controlling, HR oder Change Management so wirkungsvoll – denn dort geht es oft darum, komplexe Inhalte verständlich und motivierend zu kommunizieren.

Studie belegt: Laut Forschung der Stanford University (Aaker, 2013) werden Geschichten 22-mal besser vom Gehirn aufgenommen und erinnert als reine Fakten. Das sogenannte „Neural Coupling“ sorgt dafür, dass beim Zuhören ähnliche Gehirnareale aktiv sind wie beim Erzählen.

2. Wenn Zahlen Geschichten erzählen – und wo die Grenze liegt

Gerade im Controlling oder HR arbeiten wir mit Daten. Wenn wir sie in Erzählungen einbetten – etwa bei Präsentationen, Reports oder Townhalls – erhöhen wir ihre Verständlichkeit und Wirkung.

Doch hier beginnt das Spannungsfeld: Wie viel Emotionalisierung ist okay?

Dürfen wir Zahlen emotional „aufladen“?

Ja – solange wir ehrlich bleiben.

Nein – wenn wir sie verzerren, dramatisieren oder Dinge verschweigen.

Denn es gibt nichts Schlimmeres, als Daten in einer Geschichte so zu manipulieren, dass sie ein verzerrtes Bild ergeben. Das schadet nicht nur der Glaubwürdigkeit – es kann Vertrauen zerstören.

3. Ethische Leitplanken für Storyteller:innen

Emotionen können motivieren – oder manipulieren. Die Grenze dazwischen ist fließend. Deshalb ist es so wichtig, sich regelmäßig selbst zu fragen:

  • Erzähle ich wirklich die Wahrheit – oder nur eine emotional ansprechende Version?

  • Dient die Geschichte der Transparenz – oder eher der Täuschung?

  • Bin ich mir meiner Verantwortung als Kommunikator:in bewusst – besonders in Führungsrollen?

Besonders in Transformationsprozessen, Restrukturierungen oder Kulturentwicklungen brauchen wir Narrative – aber sie müssen ethisch fundiert sein.

Fazit: Mehr Wirkung – mit Verantwortung

Gute Geschichten bringen Zahlen zum Sprechen. Sie ermöglichen Verbindung. Sie helfen, Entscheidungen zu treffen und Veränderung zu gestalten.

Doch jede:r, der mit Storytelling arbeitet – im Controlling, HR oder Leadership – sollte sich bewusst sein: Wirkung ohne Wahrheit ist keine Wirkung, sondern Manipulation.

Bleiben wir ehrlich. Erzählen wir klug. Und bleiben wir achtsam im Umgang mit der Kraft der Geschichten.

 

„Wie sehen Sie das? Wo verläuft für Sie die Grenze zwischen inspirierendem Storytelling und emotionaler Übertreibung? 👉 Teilen Sie Ihre Erfahrungen oder Herausforderungen in den Kommentaren – ich bin gespannt auf Ihre Sichtweise!“

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Bildnachweis: iStock\marekuliasz

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